PFG Bigband – Bigband Gymnasium Niederolm – Phoenix Foundation
Bericht von Klaus Mümpfer
Es liegt nahe, von einem Bigband-Battle zu sprechen, wenn drei Großformationen des Jazz in einem Konzert aufeinander treffen. Doch es ist eher eine Demonstration des musikalischen Könnens, das junge Musiker und Musikerinnen bereits in der Schule unter kompetenter Leitung erreichen und damit zur Ressource für ein Landesjugendjazzorchester werden. So bestreiten die PFG-Bigband, die Bigband des Gymnasiums Nieder-Olm und die Phoenix Foundation in der fast ausverkauften Mainzer „Showbühne“ gemeinsam einen kurzweiligen Jazz-Abend. Im Triple-Konzert belegt die Besetzung der Phoenix Foundation, dass deren Chef Frank Reichert sich reichlich aus den Personal der beiden Schul-Bigbands bedienen kann.
In Billy Strayhorns „Satin Doll“ trifft die Bigband aus Nieder-Olm unter der Leitung von Ulrich Menges den typischen Ellington Sound ebenso wie in „Little Brown Jug“ den Klang des Glenn Miller Orchestras. Totos „Africa“, eine rhythmisch betonte Komposition, präsentieren die jungen Musiker aus Nieder-Olm mit vielstimmigen Bläsersätzen und einem flächigen Orchester-Finale, bewältigen das bekannte „Mas que nada“ von Sergio Mendes ebenso bravourös wie Gordon Goodwins „Hit the bricks“ mit dem einprägsamen Bass-Solo. Selbst die unerwartet geforderte Zugabe “Gringo“ gelingt vor allem dank der Melodieführung der beiden Tenorsaxofonisten, obwohl die Bigband das Stück lange nicht mehr gespielt hat.
Eher auf Pop- und Rock-Kompositionen greift Norbert Krams mit seiner PFG-Bigband mit Schülerinnen und Schülern des Mainzer Willigis Gymnasiums und der Maria Ward Schule zurück. Steely Dan´s „Rikki, don´t lose this number“ zitiert in der Intro den Jazz-Pianisten Horace Silver. In den Arrangements von Lynyrd Skynyrds „Freebird“ oder von „This must be love“ von Phil Collins überzeugen die Jazzer der PFG-Bigband ebenso wie zuvor ihre Freunde aus Nieder-Olm mit kraftvollen Bläsersätzen, gutem Time-Spiel und erstaunlich reifen Solisten. In der Collins-Komposition spielt Anna Merz ein sensibles Flötensolo, bei „Freebird“ reißt Nils Peters Glissando-Läufe aus den Gitarrensaiten und Sängerin Lena Marie Hau versucht sich erfolgreich an Jobims „Girl of Ipanema“. Mit einem reizvollen Trombone-Battle runden die beiden Posaunisten Leonard Pech und Philipp Sudheimer den Tower of Power-Song „What is hip?“ ab.
Pech steht beispielhaft für die Reife von Schulmusikern, die den Sprung in das Landesjugendjazzorchester geschafft haben. Die Phoenix Foundation belegt mit präzisen Bläsersätzen etwa im rhythmisch betonten „Getaway“ sowie mit kreativen Soli, welch hoher Anspruch an Musiker im Alter von 16 bis 22 Jahre gestellt wird. Mongo Santamarias „Afro Blue“ zeigt, dass Reichert neben der präzisen Satzarbeit und feiner Dynamik besonderen Wert auf die Beherrschung komplizierter rhythmischer Geflechte legt. Die solistischen Ausflüge sind ausgedehnter als bei den Schul-Bigbands. Tenorsaxofonist David Brück brilliert im Gospel „Takin´ it to church“, Gitarrist Nicon Meurer mit fetzigen Läufen in „Funky sea, funky dew“ und Drummer Julian Losigkeit trommelt gleich mehrmals vielschichtig seine Soli.