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Jimi Hendrix trifft Martin Luther – “Verley uns Frieden!”

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Arbeitsphase und Konzerte der Phoenix Foundation - LandesJugendJazzOrchester zusammen mit dem LandesJugendChor Rheinland Pfalz.

Eindrücke vom Einstudieren des Bigband-Parts mit der Phoenix Foundation und Michael Villmow am Wilhelm-Hofmann-Gymnasium St. Goarshausen.

Woodstock – Jimi Hendrix‘ kreischende Gitarre zerfleddert die amerikanische Nationalhymne mit den wahrscheinlich kreativsten zwei Minuten, die man im Rock ’n‘ Roll finden kann. Kampfhubschrauberlärm und Artilleriefeuer aus dem Gitarrenverstärker gegen den Vietnamkrieg für eine bessere Welt. 

„Three days of peace and music“, das Motto des Woodstock-Festivals ist bis heute das Symbol für den Widerstand dieser Generation. 

Und auch Martin Luther leistete Widerstand!

Jimi Hendrix „Star-Spangled Banner“ war „überirdisch“. Martin Luther hatte mit nicht mehr zeitgemäßen irdischen Konsequenzen des „Überirdischen“ zu tun. Auch er glaubte – wie die „Generation Woodstock“ – nicht mehr an die Welt wie sie war und wollte sie mit seinen Thesen verändern.

Probenarbeit

Von dieser Übereinstimmung beeindruckt und von der Aktualität der Thematik inspiriert schreibt Komponist, Saxofonist, Bigband-Leiter und Hendrix Fan Michael Villmow anläßlich der Luther-Jubiläen mit „Verley uns Frieden“, ein zeitgemäßes Werk für Bigband und Chor.

 „Die Beschäftigung mit der Versuchung und Furcht in uns selbst, mit Standhaftigkeit im Sinne von Mut und eigener Willensäußerung, der Glaube an die Liebe und das Vertrauen in die Schöpfung als Grundlage für Demokratie und Eigenständigkeit – all dies sind Herausforderungen und Fragen, denen wir uns immer wieder stellen sollten – gerade auch in jüngster Zeit.“ Michael Villmow

Villmow, einer der profiliertesten Musiker und Komponisten der deutschen Jazzszene, macht die Parallelen fast physich greifbar in „Jimis Castle“. Die Luther-Weise „Ein feste Burg ist unser Gott erklingt in Hendrix‘ Gitarren-Sound: „Artillerie-feuer und Kampfhubschrauber aus dem Gitarrenverstärker im Wechsel mit Bläser und Chor-Einwürfen der in der Ausführung jederzeit wachen und entschlossenen jungen rheinland-pfälzischen Musikerinnen und Musiker.

„Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ So wurden Martin Luthers Worte am Ende seiner Rede auf dem Reichstag 1521 in Worms überliefert. Diese Worte zeugen von Standhaftigkeit und Mut angesichts der Forderung der damals allmächtigen Kirche, Luther solle seine Thesen zurückziehen. Doch auch unter Gefahr für Leib und Leben blieb der Reformator bei seiner Überzeugung, die er in seinen 95 Thesen verschriftlichte, der Legende nach an die Tür des Rathaus von Wittenberg geschlagen:  Villmow und das Orchester machen daraus „Tok Tok Tok“. Regelrecht von Orchesterstakkato „gehämmerte“ und im sphärisch-polytonalen Nachhall (welt)offene Akkorde, genauso offen wie Luther sich die Welt der Gläubigen gewünscht hatte.

Weitere prägnante Zeilen aus Luthers Werk finden sich in Villmows Werk in unsere heutige musikalische Sprache übersetzt. Entstanden als Auftragswerk des Bundesjazzorchesters anlässlich des Reformationsjubiläums im Jahr 2017, ist „Verley uns Frieden“ eine Würdigung von Luthers Lebenswerk, das er vor 500 Jahren in Worms beherzt verteidigte. 

Phoenix Foundation
Dozententeam vlnr: Marko Mebus, Frank Reichert, Hanno Busch, Michael Villmow
Tutti und Satzproben am Wilhelm Hofmann Gymnasium St. Goarshausen

Die Stadt Worms, Das Wormser, Das Mosel Musikfestival und der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz mit zwei seiner Auswahlensembles, dem LandesJugendChor sowie dem LandesJugendJazzOrchester (Phoenix Foundation), erinnern mit diesem Konzert an die Geschehnisse im Frühjahr 1521, die auch heute noch Menschen als Vorbild dienen können, für ihre Überzeugungen einzustehen:

Von der Presse überschwänglich gelobt und von ihrem Publikum stets begeistert aufgenommen, sind LandesJugendChor und LandesJugendJazzOrchester – beide in Trägerschaft des Landesmusikrats Rheinland-Pfalz – die besten Ensembles ihrer Art im Land.

„Verley uns Frieden“ wird durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz gefördert und hätte ursprünglich bereits im Mai 2021 stattfinden sollen. Dank des Engagements aller beteiligten Institutionen konnte das Projekt in den September verschoben werden. Die Arbeitsphasen – unter Corona eine besondere logistische Herausforderung – fanden in Sankt Goarshausen am Wilhelm-Hofmann-Gymnasium (Phoenix Foundation), sowie in der Landesmusikakademie in Neuwied-Engers (LandesJugendChor und gemeinsame Proben beider Ensembles) ebenfalls im September statt.

Alle Ensemblemitglieder haben sich nun ganz besonders auf das Projekt gefreut; zum einen war es seit der „Mass“ von Leonard Bernstein im Jahr 2018 die erste Kooperation zwischen LandesJugendChor und LandesJugendJazzOrchester, zum anderen war die abseits des „Bigband-Mainstream“ angesiedelte Klangwelt eine neue Herausforderung, der sich die jungen Musikerinnen und Musiker durchaus im Sinne von Jimi Hendrix und Martin Luther „weltoffen“ gestellt haben. 

Percussionist Jona Bröker meint:

„Es ist wirklich eine tolle Erfahrung, weil das Stück einiges abverlangt. Andere Instrumente, neue Stile, die Zusammenarbeit mit dem Chor. Durch die Probenwochenenden eine spannende und tolle Aufgabe. Nach fast 2 Jahren Spielpause ist noch alles beim alten.
Der Zusammenhalt in der Band ist sehr groß, ebenso wie die Freude wieder zusammen zu spielen, was eine schnelle Umstellung auf die neuen musikalischen  Anforderungen möglich macht.“

Fazit: Das erste Präsenz-Projekt seit der coronabedingten langen Zwangspause ist ein positiver „Ausnahmezustand“, der dem Projekt einen besonderen „Spirit“ verlieh.“

Konzerte:

Freitag, 24.09.2021, 20 Uhr, Kulturhalle Ochtendung

Samstag, 25.09.2021, 20 Uhr, „Das Wormser“, Worms